HOPE-MS-Studie: Erfassung des Symptomverlaufs durch Patient*innen

Die Studie HOPE MS an der Charité – Universitätsmedizin Berlin geht der Frage nach, ob der Symptomverlauf bei Multipler Sklerose zuverlässig(er) von Patient*innen selbst erfasst werden kann.

Autorinnen: PD Dr. med. Tanja Schmitz-Hübsch und Dr. med. Eva-Maria Dorsch (Charité – Universitätsmedizin Berlin)

Was möchte diese Studie herausfinden?

Mit dieser Studie soll die Frage beantwortet werden, ob Krankheitszeichen der Multiplen Sklerose auch außerhalb der Klinik zuverlässig erfasst werden können. Für alle Verlaufsformen der MS ist bekannt, dass auch unabhängig von Erkrankungsschüben Veränderungen von Symptomen und Funktionen auftreten können, zum Beispiel Gehfähigkeit und Gleichgewicht betreffend. Zusätzlich sind Beschwerden der MS oft von Tag zu Tag wechselnd ausgeprägt. Das macht es so schwierig, den Symptomverlauf der MS im Rahmen üblicher neurologischer Visiten zu erfassen. Eine zuverlässige Einschätzung des Symptomverlaufs ist jedoch für die individuelle Therapieentscheidung sehr wichtig. Auch die Effekte neu entwickelter Medikamente könnten damit besser beurteilt werden. Vor diesem Hintergrund ist die Studie HOPE-MS eine von zahlreichen internationalen Studien, die aktuell verschiedene Verfahren zur Bewertung des Symptomverlaufs der MS untersuchen.

Einsatz innovativer Untersuchungstechnologie

Unsere Arbeitsgruppe entwickelte und verwendet seit 2016 in Beobachtungsstudien einen Messplatz zur Bewertung motorischer Funktionen bei MS (Motognosis Labs, PASS- MS). Dabei werden im Messbereich einer Infrarotkamera zehn einfache Bewegungsaufgaben ausgeführt, zum Beispiel Aufstehen und Hinsetzen oder Liniengang (siehe Bild 1). Aus dem entstehenden Tiefenbild (siehe Bild 2) werden Messwerte zur Beschreibung der Bewegungsausführung berechnet, zum Beispiel der Ganggeschwindigkeit und der Arm- oder Rumpfbewegungen. In der bisherigen Anwendung erwies sich dieses System für Patient*innen und Untersucher*innen als sehr praktikabel. In verschiedenen Testreihen konnte die Eignung zur verlässlichen Messung der Balance und maximalen Gehgeschwindigkeit bei Patient*innen mit MS und gesunden Proband*innen gezeigt werden.

In einer Weiterentwicklung wurde diese Technologie in ein einteiliges Gerät integriert, das eine Selbstmessung von Gleichgewicht und Gang zu Hause ermöglicht. Dabei werden sechs kurze Bewegungsaufgaben durch die Patient*innen selbst aufgezeichnet, die Messung dauert fünf bis zehn Minuten. Der hier verwendete Messplatz besteht aus einer Microsoft-3D-Tiefenkamera (Azure Kinect) und einem üblichen PC, ausgestattet mit spezifischer Software, die per Bild und Ton die Untersuchung anleitet. Die Software für diesen Zweck wurde von der Firma Motognosis GmbH, Berlin, in Zusammenarbeit mit unserer Abteilung entwickelt. Der Messplatz ist als Medizinprodukt zur Unterstützung der ärztlichen Beobachtung zugelassen.

Wie läuft die Studie ab?

In der Studie HOPE-MS wird untersucht, ob eine solche Selbstmessung zu Hause für die Bewertung des Symptomverlaufs bei MS sinnvoll genutzt werden kann. Dazu werden durch verschiedenartige Beobachtungen Aussagen zum Symptomverlauf über zwei Jahre einander gegenübergestellt. Wesentliche Bestandteile sind folgende Untersuchungen und Messungen:

  • Halbjährliche Messung motorischer Funktionen zweimal täglich über eine Woche, die die Teilnehmenden selbst mit einem einfach zu bedienenden Messgerät zu Hause durchführen. Das Messgerät wird den Teilnehmenden für die jeweiligen Messperioden zur Verfügung gestellt und nach Abschluss der Messwoche wieder abgeholt. Es werden keine üblichen Bilddaten aufgezeichnet, sondern ausschließlich Skelettpunkte/Tiefenbilder zur anschließenden Berechnung motorischer Parameter. Die Datenübertragung erfolgt nicht über Internetverbindung, sondern auf dem Messplatz selbst, um die Datensicherheit zu gewährleisten. Zusätzlich werden ebenfalls halbjährlich Teilnehmende gebeten, Fragebögen über einen personalisierten Link auszufüllen. Dies ist wichtig, um die erhobenen Messwerte zu Gang und Gleichgewicht interpretieren zu lernen.
  • Untersuchung mit etablierten Verfahren (neurologische Untersuchung, Magnetresonanztomographie [MRT], optische Kohärenztomographie [OCT]) zur Bewertung der MS im Rahmen einer jährlichen Studienvisite am Studienzentrum.
  • Bewertung des Symptomverlaufs der MS in der klinischen Visite bei dem*der behandelnden Neurolog*in.

Wenn Sie nach dem Lesen Interesse bekommen haben, können Sie sich unter folgendem Kontakt weiter informieren. Vor Studieneinschluss werden die Ein- und Ausschlusskriterien durch das Studienteam geprüft. Bei fortbestehendem Interesse kann dann ein Visitentermin zur ausführlichen ärztlichen Aufklärung und zum Studieneinschluss vereinbart werden.

Kontakt:

PD Dr. med. Tanja Schmitz-Hübsch (Studienleitung)
Dr. med. Eva-Maria Dorsch (Studienkoordination)

Experimental and Clinical Research Center, eine Kooperation des Max-Delbrück Zentrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz Gemeinschaft und der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Durchführung in der Studienambulanz „Klinische Neuroimmunologie“ am NCRC

 studienambulanz-ag-paul(at)charite.de
 030 / 450 539 040

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